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Sizilien 2.0 und ein kleiner Rückblick

  • maikebuchholz
  • 31. Dez. 2023
  • 4 Min. Lesezeit
Rauchender Aetna von Taormina aus gesehen
Aetna

In einigen Tagen geht es wieder los, und wer Whats App nutzt und sich dort die Statusbilder ansieht, hat eine Ahnung davon bekommen, wie sehr Kolja und ich uns auf die erneute Reise in den Süden freuen.

Bevor das Abenteuer beginnt, habe ich das Bedürfnis, noch einen kleinen Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr zu machen. Wen man auch fragt: viele fanden 2023 anstrengend, ich auch.

Nach drei Jahren Pandemie, Krieg hier und Krieg da, schlechter Stimmung hierzulande, hatte ich an vielen Tagen das Gefühl, dass mir im übertragenen Sinne die Puste ausgeht. Mit wenig Energie für die Extras, die das Leben so einfordert, und an manchen Tagen hätte ich mir gerne morgens die Decke über den Kopf gezogen und wäre einfach liegengeblieben. Ich bin immer empfindlicher geworden, mag keine Nachrichten mehr sehen und Gewalt in jeder Form ist unaushaltbar geworden.

Mit so einer Gemütsverfassung mag ich nicht nach Sizilien fahren, und so habe ich in der Adventszeit die Tage, Wochen und Monate Revue passieren lassen und geschaut, wo es denn wunderbare Ereignisse, belebende Begegnungen und herzerwärmende Erfahrungen gegeben hat. Damit werde ich einen virtuellen Rucksack befüllen und kann die Gewissheit ins neue Jahr mitnehmen, dass egal, wie viel Mist sich so übers Jahr auftürmt, es immer auch glänzende Sterne gibt, die man finden kann und die am Ende einen prachtvollen Himmel ergeben.

Na, und dann schauen wir mal.

Vor drei Jahren habe ich eine Ausbildung zum „Lesen im morphischen Feld“ absolviert, die es einem ermöglicht, sich mit der eigenen Intuition zu verbinden und Antworten auf ungelöste Fragen zu bekommen. (Wer wissen möchte, was es mit dem morphischen Feld auf sich hat, googlet mal nach Kurt Zyprian Hörmann und findet viele Informationen). Das hat sich in diesem Jahr weiter vertieft und mit Andrea, einer Mitleserin aus Frankfurt, habe ich in diesem Jahr nahezu jede Woche heilsame, aufwühlende, komische und ernsthafte Lesungen gemacht – ich habe unglaublich viel gelernt und wir machen weiter – danke, liebe Andrea, unsere Zeit miteinander ist mir kostbar.

Ich notiere: Ein ganz dickes Plus auf der Haben-Seite, nicht schlecht für den Anfang. 

Was noch? Oh ja, ich liebe die gemeinsamen sportlichen Momente mit meinem Mann zusammen, am Sonntag dehnen und verbiegen wir uns nach Anleitung für eine halbe Stunde gemeinsam (und unter der Woche jeder für sich) und haben hinterher das wohlige Gefühl, so richtig was geschafft zu haben, manchmal liegen wir hinterher ermattet auf der Turnunterlage und freuen uns auf einen faulen Nachmittag auf der Couch ohne jedes schlechte Gewissen. Ein kleiner wichtiger Moment, der kommt auch in den Rucksack.

Und weiter geht’s, einmal begonnen nimmt meine Erinnerung Fahrt auf. Ich sehe mich im Sommer schwimmend mit Anneliese im Markkleeberger See. Wie schön war das: eine halbe Stunde dahingleitend, im warmen und weichen Wasser. Anneliese kenne ich schon fast über dreißig Jahre, ihre Freundschaft hat etwas Vertrautes und Beständiges und sie ist eine kritische Begleiterin, die ich sehr mag (Danke, Anneliese!).

Und noch eine weitere schöne Erinnerung hat Wasser mit dabei. Das Haus meines 2022 verstorbenen Onkels ist seit diesem Jahr ab und zu ein Refugium auf Zeit, schöner, großer Garten, Ruhe, und abends kann man bei gutem Wetter zum Himmel aufschauen und Sterne en masse, manchmal sogar Satelliten sehen, auf ihrem Weg, die Erde zu umrunden. Dieses Haus steht auch in meinem Heimatort, zu dem ich ein sehr gespaltenes Verhältnis habe, weil es mir als junger Frau zu eng und zu kleingeistig war. Die Zeit in dem Haus hat mich in diesem Jahr ein bisschen wieder heranrücken lassen an die Kleinstadt im Sauerland und ich konnte mein Herz öffnen für einige Menschen dort, die unter anderem meiner ebenfalls dort lebenden Mutter sehr zur Seite stehen (Danke Petra und Jochen!).

Und wo ist nun das Wasser? Das fließt in diesem Falle im dortigen Freibad, mit Namen „Herpine“ – es liegt im Wald, wird von frischem Quellwasser gespeist, nicht beheizt und ist im Sommer bei gutem Wetter der Anlaufpunkt zum Baden und Schwimmen. Als ich noch in Halver lebte, hatte ich es zu Fuß nicht weit bis zum Freibad, und der Verheißung, die ich spürte, auf dem Weg dorthin, wollte ich dieses Jahr noch einmal nachspüren und so nutzte ich die Gelegenheit, an einem heißen Tag dort hinzugehen.  Mit jeder Bahn, die ich dort durchs Becken schwamm, tauchten Erinnerungen an die Teenager-Maike auf, die 12-jährige, welche damals die Nachmittage dort zumeist mit einer Freundin verbrachte. Ein Eis auf der Hand und dabei das Schwimmbecken zu Fuß zu umrunden, um zu sehen und gesehen zu werden, bereit für einen Flirt mit dem Schwarm, zwei Klassen über mir („Hast du gesehen, er hat auch geguckt?“), das war gesetzt.

Der Rucksack ist schon gut gefüllt, es gibt aber noch mehr Platz, und hinein kommt der Nachmittag im Eiscafé mit UIli, meiner Fast-Schwiegermutter, die Mutter meiner ersten großen Liebe. Seit einigen Jahren haben wir wieder Kontakt und freuen uns sehr, wenn wir uns sehen, diesen Sommer in Kombination mit einer seltenen Freude: Ein Eisbecher, den wir mit großem Genuss verspeisten und quatschten, was das Zeug hielt. Von Ulli habe ich mir eine große Portion Feminismus abgeschaut, viel gelernt, sie bewundert und ich bin sehr froh, dass wir immer wieder voneinander hören.

Jetzt merke ich, ich bin im Flow und kann kaum ein Ende finden. Was ich nicht vergessen darf und möchte, ist die Entdeckung von Familie. So viel Verwandtschaft habe ich nicht (mehr), es gibt noch eine Tante, die irgendwo in den Staaten lebt, ein paar Großcousinen in Mecklenburg, aber zu denen gibt es schon sehr lange keinen Kontakt, umso mehr freut es mich, dass meine Cousine Steffi und ich in diesem Jahr näher aneinandergerückt sind und da ist mir besonders ein Abend im September im Gedächtnis geblieben, wo wir bei einer Flasche Wein unsere Kindheitserinnerungen verglichen, und wen wundert’s, sie waren so unterschiedlich wie nur was und voller Überraschungen. Auch dafür gibt es ein Eckchen im Rucksack.

Da kann es dann losgehen. In wenigen Tagen sitzen wir im Zug und hoffen, störungsfrei nach Siracusa zu gelangen, und ich freue mich schon darauf, von unterwegs und vor Ort von unseren Erlebnissen und Erkenntnissen zu berichten. Kommt mit, es wird bestimmt schön.

2 Kommentare


brigitte.roser
brigitte.roser
03. Jan. 2024

Liebe Maike, gute Fahrt und gutes ankommen. In deinen Rucksack. Könntest du auch deine neue begeisterte wieder auf Name des Theaterspielens geben oder?

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maikebuchholz
04. Jan. 2024
Antwort an

Ja, ich musste mich beschränken, die Liste hätte beinahe ins Unendliche geführt werden können, Theaterspielen, der Besuch bei dir ( der mir richtig wichtig war), ein Abend bei der Schwägerin im Hof am Feuer und, und, und.

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