Pack die Badehose ein und dann nüscht wie rein ins Schwimmbad
- maikebuchholz
- 18. Jan. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Jan. 2024

Heute soll es endlich in die Tat umgesetzt werden. Letztes Jahr war mein Vorhaben, auch auf Sizilien der Schwimmleidenschaft zu frönen, vereitelt worden. Das Schwimmbad war außer Betrieb, was in der lokalen Presse gebührend beklagt wurde (und von mir auch). Da ich einen äußerst liebevollen Ehemann an meiner Seite habe, hat dieser die Lage übers Jahr im Auge behalten und bereits im Frühsommer vermeldet, dass das Schwimmbad wieder am Start sei. Fein, fein, und so sind wir, kaum in Siracusa angekommen, an einem der ersten Tage den Weg zum Sportzentrum gegangen. Ich wollte wissen, wie lange der Weg ist, wo ich lang muss, und so weiter. Eins steht jeden Fall fest: der Weg zum Planschspaß führt hinauf.
Die Strecke ist gar nicht so lang, vielleicht einen Kilometer, aber beständig bergan. Was ist das für ein Genuss, wenn man die Strecke hinter sich hat, und sich durch eine Leitplanke hindurchquetscht, noch eine Straße – Augen auf, bitte sehr – überquert und dann auf dem schmucklosen Gelände des Sportzentrums steht.

Sagen wir mal so, dieses Zentrum verfügt über eine Menge an Sportangeboten, aber das Drumherum ist in die Jahre gekommen, runtergewirtschaftet und erinnert mich ein wenig an das Badezentrum in Krefeld Bockum, das ebenfalls in die Jahre gekommen und immer von der endgültigen Schließung bedroht ist. Ist also wie zu Hause. Bei unserem ersten Besuch haben wir uns erst einmal orientiert und das Schwimmbad ziemlich sofort gefunden. Vor der Tür steht immer mindestens ein Wachposten, der dafür sorgt, dass hier niemand einfach so zum Becken läuft, der aber auch Auskünfte erteilt, wenn man ihn denn fragt. Wir sind gegen drei Uhr da und die Kasse ist nicht besetzt, gleichwohl sehe ich Kinder, die am Schwimmen sind. Öffnungszeiten oder sonstige Hinweise sind nicht zu finden, also fasse ich mir ein Herz und radebreche mit meinen paar Worten Italienisch, dass ich hier sehr gerne auch einmal ins Wasser steigen möchte und keine Ahnung habe, wie das gelingen kann. Er versteht mich und erklärt, dass die Kasse ab 16:00 Uhr besetzt sei. Dort könne man Tages-, Wochen – und Monatskarten kaufen. Ok, dann weiß ich Bescheid und mache mich eine Woche später wieder auf. Ich erreiche mein Wunschziel nach knapp 20 Minuten, um kurz nach Vier, bepackt mit allem, was man so zum Baden braucht, kann ja sein, dass ich direkt ins Wasser kann. Die Kasse hat nichts zu tun mit Kassen, wie wir sie kennen. Es ist ein Büro, ohne jede digitale Ausstattung. Eine Kasse im üblichen Sinne gibt es auch nicht. Aber es gibt eine freundliche Frau, die auf meine Frage, ob sie vielleicht Englisch spreche, mit den Schultern zuckt und meint, wir müssen alles auf Italienisch bereden. Nun denn. 10 Minuten später weiß ich, dass das Bad morgens von 07:00 Uhr – 08:30 Uhr und dann noch mal von 11:30 Uhr – 14:30 Uhr geöffnet hat, samstags von 07:00 Uhr – 10:00 Uhr und sonntags komplett geschlossen ist. Gut, seltsame Zeiten, aber da wird sich bestimmt etwas einrichten lassen. Für den kommenden Tag ist sehr gutes Wetter mit Temperaturen über 20 Grad angesagt, das wäre doch ein Auftakt nach Maß!
Ins Schwimmbad? – Ins Schwimmbad!
Ich bin aufgeregt und freue mich den ganzen Vormittag, immer mit einem Auge auf der Arbeit und dem anderen auf dem Rucksack, der gepackt auf seinen Einsatz wartet. Noch kurz den täglichen Call mit den Kolleginnen und Cheffe absolviert und alle darauf vorbereitet, dass die heutige Mittagspause etwas länger ausfallen wird. Und dann geht es los. Ohne Jacke, mit Sonne von vorne und hinten, die Temperaturanzeige am Apothekenhaus zeigt 23 Grad im Schatten an. Es ist der 18. Januar und ich notiere für mich den ersten Sommertag des Jahres 2024. Zack, zack den Berg hinauf, vorbei am Wachmann und dann muss ich nur noch meinen Namen auf einen Block kritzeln (warum?), unverschämt teure 8 Euro an Eintritt zahlen, und schon zeigt mir der Schwimmbadmann den Weg zu den Umkleideräumen, hier verliere ich lieber kein Wort drüber, trostlos, ungemütlich und wenig einladend das alles. Fix umgezogen, fix abgeduscht (fragt nicht, bitte) und ich bin wieder draußen. Der Schwimmbadmann hat auf mich gewartet und weist mir Bahn 8 zu, die ich mir mit zwei älteren Herrschaften teile. Die anderen sieben sind besetzt mit Schülern oder jungen Sportler, die angefeuert von Trainern in dicken Winterjacken Tempo machen. Das Wasser hat angenehme 28 Grad, hinein, hinein. Endlich. Das Wasser ist angenehm weich, wer regelmäßig schwimmt, weiß, dass Wasser sich ganz unterschiedlich anfühlen kann. Das Schöne am Schwimmen ist für mich, dass sich der Körper auch nach längeren Pausen immer wieder an die Bewegungsabläufe erinnert, und so bin ich nach kurzer Zeit völlig in meinem geliebten Element. Die beiden Männer kommen mir nicht in die Quere, sie machen das, was die Männer im Krefelder Schwimmbecken auch machen. Sie halten sich am Rand auf und quatschen. Ab und zu schwimmen sie ein paar Meter, dann halten sie wieder an und ratschen. Nach ein paar Minuten sind sie dann raus aus dem Wasser und ich habe die Bahn gut eine Viertelstunde für mich allein. Dann, es scheint mittlerweile Mittagspausenzeit zu sein, trudeln nach und nach andere Freizeitsportler ein. Da die nicht alle auf Bahn 8 passen, werden nun weitere geöffnet. Die Schüler haben sich weitestgehend verdünnisiert, es gibt jetzt nur noch ein paar Wasserballer, die trainieren. Ach, wie ist das schön, die Sonne scheint mir auf den Rücken, ist angenehm warm und nicht so heiß-stichig, wie im Hochsommer, kann es nicht immer so sein? Schwimmen, Bahn für Bahn, der Kopf leert sich, es gibt nichts anderes als Wasser, und dahingleiten, anschlagen, drehen und wieder von vorne. Meine Meditation. Nach knapp vierzig Minuten reicht es mir für heute. Das wird Muskelkater geben. Ich klettere aus dem Becken und setze mich noch ein wenig in die Sonne, zum Vortrocknen und schaue den anderen ein Weilchen beim Schwimmen zu. Dazu kommt mir das perfekte Lied ins Ohr: „ Summer time and the living is easy…..“
Nächste Woche bin ich wieder hier. Versprochen.
















Spüre förmlich Dein Glück!