Angekommen und aller guten Dinge sind drei
- maikebuchholz
- 6. Jan.
- 4 Min. Lesezeit

Heute ist der 06.01.25, seit zwei Tagen sind wir nun wieder in Siracusa. Ich schließe kurz die Augen und denke: „Was ein Wahnsinn“, habe viele Wochen davon geträumt wieder hier zu sein und jetzt sind wir da.
Auf der ersten Reise 2023 war alles neu, wir waren angespannt, ob alles klappen würde mit den Zügen, wie wir uns zurechtfinden würden in der neuen Umgebung - das waren die Dinge, die uns vor allem beschäftigten. Wir waren mental gezeichnet von den Pandemieregeln und wollten nur raus und den Winter einen guten Mann sein lassen. Letztes Jahr sind wir dann mit Profigefühl nach Sizilien gefahren. Die Devise war „Kennen wir schon, wissen wir schon, Sizilianer ehrenhalber“. Und wir sind immer völlig leichten Herzens aus Krefeld weggefahren.
Dieses Jahr ist es ganz anders. Während wir nach einer gemächlichen Hinfahrt am Vortag von München aus frühmorgens im Dunkeln Richtung Italien starten und sich die Alpen langsam vor uns in Stellung bringen, lasse ich das Jahr 2024 Revue passieren.
Obwohl viele Menschen, die ich kenne, sich das vergangene Jahr weggewünscht haben, bin ich dankbar für die letzten 12 Monate: Ich hatte so viele gute Erlebnisse, so viele neue Erfahrungen und ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt.
Wie die meisten von Euch wissen, habe ich letztes Jahr das Glück gehabt, bei einer Theatergruppe in Krefeld mitzutun. Wir nennen uns „Tutti insieme“ und der Name ist Programm geworden. Wir sind „Alle zusammen“ gewachsen. Ich erinnere mich noch, wie unsicher ich die ersten Probenabende war und mich fragte, ob das denn ginge mit den anderen, ob ich dort meinen Platz finden könnte. Wie ich heute weiß, hat sich das dann in den Wochen und Monaten danach auf das Wunderbarste entwickelt. Von Helmut, unserem Regisseur, Dramaturgen und Autor, habe ich en passant so vieles gelernt – Aufrichtigkeit, Herzensgüte und Über-sich-Lachen können in wirklicher Kunst münden. Wir haben mit „Gute Menschen, Ware Liebe, Fragen Fragen“ etwas ganz Besonderes in die Welt gebracht. Und von den Mitspielerinnen und Mitspielern habe ich alle in mein Herz geschlossen, ganz besonders Maryam und Soroosh. Anfangs wollten wir nur miteinander Deutsch sprechen, daraus ist eine wunderbare Freundschaft geworden. Die beiden haben große Freude, Poesie und noch mehr Musik in unser Leben gebracht, verwandte Seelen finden sich auf diesem Planeten, da bin ich mir mittlerweile ganz sicher.
Dann habe ich noch mit fünf anderen Frauen eine Doppelkopf-Gruppe gegründet und die Leichtigkeit und Freude, die damit einherging, beeindruckt und freut mich immer noch. Auch sie lasse ich nun für einige Zeit zurück und auch das macht mir das Herz ein bisschen schwer.
Das sind nur einige der Gründe, warum es dieses Mal ein kleines bisschen schwerer ist, Krefeld den Rücken zu kehren. Aber es wird die Rückkehr auch ein wenig leichter machen - gut, das zu wissen.
Danke, 2024, – so darf es gerne weitergehen.

Um 10 Uhr sind wir in Brennero, der Grenze zwischen Österreich und Italien und zack, hier noch Winterlandschaft mit reichlich Schnee und eisverhangenen Bäumen unter grauen Wolken. Fix die Berge überquert und es erwartet uns Sonnenschein und strahlend blauer Himmel und überall grün, weil der Schnee es bislang nicht hierhin geschafft hat. Mein Herz freut sich, Sonne, Sonne, so viel Sonne.
Ich lehne mich entspannt zurück, ab hier, ab Italien, kann nichts mehr schief gehen auf der Reise. Die Züge sind hier erfahrungsgemäß ultrapünktlich, meine „German Angst“ wird hier keinen Grund finden, um sich auszubreiten. Bis Padova kann ich in Ruhe schlummern, das ist wichtig, denn von der Abfahrt in München bis zur Ankunft in Siracusa werden 25 Stunden vergehen, und die wenigsten davon verbringen wir schlafend.
Ab Padova haben wir diesmal eine bessere Kategorie gebucht, so eine Art Premium Economy, wie in Flugzeugen. Es gibt mehr Platz, vor allem für das Gepäck, normalerweise kann man in den italienischen Schnellzügen nur kleinere Koffer problemlos unterbringen. Letztes Jahr war das für uns eine Herausforderung, da wir unsere Koffer und Taschen vor dem Abteil abstellen mussten, um immer einen Blick darauf zu haben.
Wir sinken in die mit Kunstleder bepolsterten Sitze und atmen tief aus. Ab jetzt sind es noch 18 Stunden bis zum Ziel. Ich schlafe tatsächlich ein bisschen ein und träume passenderweise davon, zu verschlafen und aufzuwachen und noch immer im Hotelzimmerbett in München zu liegen…., typische Reiseträume, nicht? Es wird langsam dunkel, draußen ist nichts mehr zu begucken und so geht es bis wir dreieinhalb Stunden später im Bahnhof Roma Termini aussteigen, es bleibt Zeit für ein Abendessen, hier gehen wir wie bisher jedes Mal in ein kleines, preiswertes Restaurant und essen Pizza. Und an dem in den letzten beiden Jahren erprobten Ablauf hätten wir besser nichts ändern sollen.
Als wir anderthalb Stunden später den Nachtzug besteigen, verzichten wir darauf, den Schlummertrunk beim Schaffner zu bestellen, wir denken, dass wir müde genug sind für ein erquickendes Schläfchen, egal wo. Das Ergebnis: eine weitestgehend schlaflose Nacht, auf einem zu schmalen, harten Bett und ruckel, ruckel geht es voran Richtung Sizilien. Um halb vier gebe ich auf, ich setze mich auf den kleinen Sessel am Abteilfenster und schaue zu, wie der Zug Stück für Stück auf die Fähre rangiert wird. Besonders spannend ist das nicht, aber an Schlaf ist auch nach einer Stunde weiterhin nicht zu denken. Kolja ist mittlerweile auch wach geworden und wir unterhalten uns leise, hören links und rechts andere Passagiere schnarchen und fragen uns, wie sie das bloß machen.
Die letzten Stunden bis der Zug am Endziel angekommen ist, ziehen sich. Zum Lesen sind wir zu müde, wir bestaunen den schneebedeckten Aetna, und essen zum frischgebrühten Espresso, den der Schaffner vorbeibringt, die beiden Vollkornbagel, die noch vom Reiseproviant übriggeblieben sind.
Dann schließlich sind wir da. Bepackt wie zwei Lastesel machen wir uns auf den Weg zur ersten Station bei Tony und Maria, wo traditionsgemäß der erste Cappuccino getrunken wird, während wir auf unsere Vermieterin warten, die uns hier abholen wird. Ich setze die Sonnenbrille auf, lächele Kolja an und weiß, dass nun das nächste Abenteuer beginnt.









Aha, klappt, oder wie mein Freund Hans zu sagen pflegt: kaum macht man es richtig, geht’s schon.
Wie schön, dass du wieder schreibst liebe Maike, so können wir Daheimgebliebenen oder wie in meinem Fall gerade aus dem Sommer in den Winter zurückgekommen, mitreisen, mitfühlen und mitdenken. Ich freue mich auf die vielen LeseMomente in den nächsten Monaten.
Liebe Maike, das ist jetzt auch eine Tradition, ich tue mich mit dem kommentieren schwer.. nicht mit dem Inhalt, sondern der Technik. Mal schauen ob es diesmal klappt..
...ach wie habe ich mich auf Deinen ersten Reisebericht gefreut 😘...ich nuss jetzt los...habt einen schönen Tag 🙋♀️🌞🌞🌞
Liebe Maike, schön,das ihr gut angekommen seid:-)
Ich bin gerade nochmal mitgereist , das war schön. Woraus besteht denn der gewöhnliche Schlummertrunk? Schicke euch Grüße und Umarmung , habt es schön 💫💓