Alle Tage ist kein Sonnenschein
- maikebuchholz
- 13. Jan.
- 3 Min. Lesezeit

Montag am späten Nachmittag sichte ich die Fotos von meinem Sommersonnen-Ausflug am Samstag, und es fällt mir ein bisschen schwer, die Eindrücke vom Wochenende noch einmal aufzurufen. Es ist angekündigt und trotzdem kaum vorstellbar: seit heute Morgen schüttet es wie aus Kübeln, ununterbrochen und so, dass wir uns wirklich nicht vorstellen können und wollen, rauszugehen. Zwischendurch donnert und grollt es, aber wir haben es gut in unserer Bude, und ein bisschen hat das auch was, wenn der Regeln unaufhörlich auf die Dachfenster trommelt.
Da ich heute wieder mit der Arbeit begonnen habe, ist das unterm Strich ganz annehmbar und die Aussichten, dass es besser wird, sind da.
Zurück zum Samstag, an dem ich mich vormittags aufmache, denn ich habe einen Termin. Bereits bei unserem ersten Aufenthalt vor zwei Jahren, habe ich mich vertrauensvoll in die Hände von Simona begeben. Als erfahrene Fußpflegerin, Kosmetikerin und Expertin für ayurvedische Massagen hilft sie mir die aus Deutschland mitgebrachten Wehwehchen schnell wieder zu vergessen. Ich bin etwa eine Stunde bei ihr, danach bin ich bestens gerüstet für einen ausgiebigen Spaziergang ans Meer, die Sonne wärmt sommerwarm vom Himmel und so flaniere ich Richtung Ortigia, DEM Touristenanziehungspunkt in Siracusa. Jetzt ist es noch angenehm leer, schon in einigen Wochen wird es hier an den Wochenenden voll werden.
Wie immer, wenn ich alleine unterwegs bin, merke ich, wie wichtig mein eigenes Tempo für alles ist. Gehe ich in meinem Rhythmus, habe ich wenig bis keine Schmerzen im Rücken (ja, immer wieder ein Thema, Sport und Dehnung hin oder her - falls jemand noch einen todsicheren Tipp hat: Her damit!!). Ich nehme mir vor, wieder mehr darauf zu achten, mehr in meinem Takt zu bleiben.

Bald bin ich schon am Meer und mein Herz weitet sich, die Sonne glitzert auf dem Wasser, meine Augen sehen weit, weit in die Ferne, und es ist jedes Mal aufs Neue ein Staunen, ein Sich-Freuen und ich bin dankbar, hier zu sein.
Nach einigen Minuten habe ich einen der drei Mini-Strände in Ortigia erreicht und setze mich auf eine kleine Mauer, die diesen umringt. Ich ziehe das leichte Jäckchen und die Schuhe aus und merke, wie sich die Ruhe in mir einstellt, beim Blick auf das Meer.

Zeit für einen kleinen Wochenrückblick. Nicht alles hat diese Woche so geklappt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Freitagvormittag wollte ich schwimmen gehen, letztes Jahr hatte ich schon gemacht, und so machte ich mich frohgemut auf den Weg. Leider war das Büro, in dem man die Eintrittskarten kaufen kann, geschlossen. Ich klopfte mehrfach, niemand kam.
Was tun? Ich schaute mich um und ging zu den beiden Männern, die vor dem Eingang des Schwimmbads standen, einer davon in einer Art Uniform, und fragte sie, ob das Schwimmbad geschlossen sei. Daraufhin erklärte mir einer der beiden, dass es gar kein öffentliches Schwimmen mehr gäbe, aber genau könne er es mir auch nicht sagen.
Enttäuschung machte sich in mir breit, doch so schnell wollte ich nicht aufgeben. Ich suchte weiter und sprach mit anderen Menschen, die mir auf dem Gelände begegneten, doch keiner konnte mir etwas dazu sagen. Hm. Ich verließ das Gebäude, ging noch einmal zu dem Wachmann und versuchte ihm in meinem Italienisch zu vermitteln, dass ich das nicht verstünde: Im letzten Jahr sei ich mehrfach hier gewesen, die Schwimmzeit wäre immer von 11.30 Uhr – 14:30 Uhr gewesen. Nun gab es eine Kehrtwende, er erklärte, dass die Öffnungszeiten sich geändert hätten: Das sei nun jeden Tag von 07:00 Uhr – 12:00 Uhr. Aber heute sei keiner da, um Karten zu verkaufen. Puh, ich bedankte mich und machte mich wieder auf den Heimweg. Irgendwie glaubte ich dem Mann kein Wort, ich würde versuchen, noch mehr Informationen zu bekommen. Nachmittags dann recherchierte ich im Internet (hätte ich ja auch vorher schon machen können) und fand die Facebook-Seite mit einer Telefonnummer, die man auch für WhatsApp-Nachrichten nutzen kann. Ich schreibe dorthin und bitte um mehr Informationen, und siehe da, wenig später, weiß ich alles, was ich brauche: die Öffnungszeiten sind wie im letzten Jahr, aber heute früh war das Büro ausnahmsweise geschlossen. Nun denn, geben wir dem ganzen bei der nächsten Gelegenheit eine neue Chance.

Ich atme ein paar Mal tief ein und aus und schicke meinen Frust über das verpasste Schwimmen aufs Meer hinaus. Ich könnte es natürlich einem italienischen Strandgenossen gleichtun und hier ins Wasser springen, aber das Wasser ist mir dann doch ein bisschen zu frisch. Heute schaue ich ihm lieber zu und genieße die Sonne, die Wärme und den Sand unter meinen Füßen. Und ehrlich, Leute: Deutschland ist ganz weit weg.




Wir spüren Nähe und Entfernung in unserem Herzen. Zum Beispiel habe ich gerade ein seltsames Gefühl – ich weiß nicht, ob ich meinem Großvater nahe bin oder fern. Er ist nicht mehr in unserer Welt, aber warum fühle ich nicht, dass ich von ihm entfernt bin? Vielleicht ist Nähe und Entfernung nicht immer etwas Physisches, sondern ein Gefühl im Herzen, das manchmal nah und manchmal fern wird. Aber ich bin sicher, dein Geist wird immer in Ländern wie Italien zu Hause sein...
liebe Grüße Maryam
Die Sonne ist jetzt hier, im fernen Deutschland und macht den Winter schön , klirrend kalt und blitzeblank der blaue Himmel, nachdem der Vollmond morgens untergegangen war.